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Kahlenberg: Wie schrumpft man einen König?

 

 

 

Co z tym pomnikiem?

Sobieski ma pecha...

Bild: (C) Wolfgang Freitag 

 

Es ist ja nicht so, dass der Kahlenberg Liebkind der Wienerstadt wäre.

16.12.2014 | 18:24 |  Wolfgang Freitag  (Die Presse)

Sicher, er hat schon schlechtere Zeiten gesehen, nimmt man nur die Jahre als Maß, in denen eine Hotelruine, weithin sichtbar, die Geländekante seines Gipfelplateaus beherrschte, bedrohlich wie weiland König Jan Sobieskis Truppen für die Osmanen. Über das, was sich heute an selber Stelle erhebt, mag man geteilter Meinung sein; die komfortable Aussichtsplattform, die den Blick auf Wien öffnet, darf immerhin als Gewinn verbucht werden. Aber sonst?

Das Gestandel rund um die Kahlenberger Kirche jedenfalls lässt nicht einmal in Ansätzen ahnen, dass man es hier mit einem der bedeutsameren Ausflugs- und Tourismusorte der Stadt zu tun hat; und man muss kein hypersensibler Feingeist sein, um dem dort Feilgebotenen mit Skepsis zu begegnen. Die öffentliche Toilettenanlage der Josefinenhütte zu wiederum hat sich nicht nur dem Aussehen nach, sondern auch sanitär den strengen Odem ihrer Errichtungszeit, der 1930er, bewahrt; der Glaskiosk darüber gäbe mutmaßlich viel dafür, wieder schlicht Warteraum für Buspassagiere und nicht primär Rumpelkammer seines Kioskanten zu sein.

Und mittendrin in diesem Composé aus gestalterischer Rat- und Willenlosigkeit: zwei gut mannshohe Eisenträger, die sich in den Kahlenberger Himmel recken. Restln von irgendwas? Übrig geblieben irgendwo? Nicht doch: „Hier entsteht ein Denkmal für Jan III. Sobieski, König von Polen“, steht auf steinerner Platte nachzulesen. Eine kurze Nachforschung fördert als Initiator die Krakauer Schützenbruderschaft zutage, eine vorgehabte Statuenhöhe von drei Metern, eine vorgehabte Aufstellung im heurigen Jahr – und in der zuständigen Rathausabteilung die Information, bei den Krakauer Initiatoren hätten sich die Abläufe verzögert. Neuer Aufstellungstermin: kommender Frühling. Und im Übrigen sei das Projekt mittlerweile „redimensioniert“. Kurz: Ja zu Sobieski, aber kleiner muss er sein. König und Kahlenberg wär's auch schon wurscht gewesen.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2014)

 

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