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Zuletzt bearbeitet 24.05.2012 13.43
Sozialpartner-Enquete Migration-Integration

 

 

am 21. Mai 2012 in die WKÖ 

 

Österreich entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zum Einwanderungsland. Die zunehmende Vielfalt in der Bevölkerung bringt Chancen und Herausforderungen.

Die österreichischen Sozialpartner haben in der Studie Migration und Integration die vier Teilbereiche Integrationsbegleitung, Bildung, Arbeitsmarkt und Migration näher beleuchtet.

Ein zentraler Vorschlag der Studie konnte mit der Einführung der Rot-Weiß-Rot – Karte im Juli 2011 bereits vor deren Veröffentlichung umgesetzt werden.

 

Im Rahmen der Enquete werden nun weitere wesentliche Empfehlungen und Best-Practice-Beispiele der Sozialpartner im Bereich Migration und Integration präsentiert.

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„Der demografische Wandel, der zu einer Zuspitzung des Fachkräftemangels in naher Zukunft führen wird, sowie die Globalisierung stellen Österreich vor Herausforderungen. Mit der Rot-Weiß-Rot-Karte wurden wesentliche Voraussetzungen für eine gelungene Migrations- und Integrationspolitik geschaffen. Die Sozialpartner haben hier wichtige Vorarbeit für das Land geleistet“, betonte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Montag im Rahmen der Enquete „Migration – Integration“ der österreichischen Sozialpartner. Wir müssen das Wachstum und damit die Beschäftigung in unserem Land sichern, es geht aber auch um die Stärkung des gesellschaftlichen Miteinander. Darauf legen die Sozialpartner ihren Fokus“, so Leitl.

 In den ersten 10 Monaten hat das AMS rund 1300 Gutachten für Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt. Jetzt gehe es darum, ein erstes Zwischenresümee zu ziehen und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen, so Leitl. „Mit unserem kriteriengeleiteten Zuwanderungsmodell sind wir noch nicht perfekt, aber auf einem sehr guten Weg. Wir haben eine Bewusstseinsänderung eingeleitet, darauf müssen wir jetzt aufbauen“.

Tumpel: „Integration heißt auch: Um jene kümmern, die schon hier sind“

„Wir müssen uns um diejenigen Beschäftigten und ihre Familien kümmern, die hier im Lande sind: ob mit oder ohne Migrationshintergrund“, sagte AK Präsident Herbert Tumpel. Das fängt schon bei den zwei- bis drei-jährigen Kindern an: Jedes vierte Kind im Kindergarten braucht eine Sprachförderung, darunter auch viele Kinder mit Deutsch als Erstsprache. „Deshalb brauchen wir zwei Jahre Pflichtbesuch im Kindergarten, kleinere Gruppengrößen, mehr KindergartenpädagogInnen, vor allem mehr mit Migrationshintergrund. Dazu mehr Ganztagsschulen um die Kinder umfassend und den ganzen Tag über zu fördern“, so Tumpel.

Zur Öffnung des Arbeitsmarktes sagte Tumpel: „Wir müssen sehr genau darauf achten, dass der soziale Friede erhalten bleibt. Das Lohn-und Sozialdumpinggesetz bietet viele Möglichkeiten. Aber die müssen auch ausgeschöpft werden. Ich will eine Aktion scharf gegen Lohn- und Sozialdumping“, so Tumpel. Insbesondere im Baubereich sieht der AK Präsident  dringenden Handlungsbedarf, wenn immer mehr Teilaufgaben wie etwa Spachtelaufgaben an Einzelhandwerker vergeben werden, die sich dann gegenseitig im Preis unterbieten.  Hier müssen auch die Gewerbebehörden bei der Erteilung von Gewerbescheinen strenger werden, so Tumpel.

Foglar: „Berufsanerkennungen erleichtern“

Aber auch die Unternehmen müssen mehr tun: Sie müssen die, die schon da sind, ausbilden, fördern und entsprechend ihren Kenntnissen und Fertigkeiten einsetzen und bezahlen. „Nach Fachkräften rufen und die, die da sind nicht als solche einzusetzen, passt nicht“, sagte ÖGB-Präsident Erich Foglar. Selbst die OECD kritisiert, dass nur 55 Prozent der MigrantInnen und nur 70 Prozent der ÖsterreicherInnen entsprechend ihrer Ausbildung eingesetzt werden. Das weist auf  unternehmerische Versäumnisse hin.“ Bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen sind erste Schritte passiert. „Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen, um die Berufsanerkennung für erwachsene ZuwanderInnen und ÖsterreicherInnen zu erleichtern.“

 Die Arbeitslosigkeit steigt leider schon wieder an. Unter den derzeit über 320.000 Arbeitssuchenden sind auch viele Fachkräfte. Insofern sieht ÖGB-Präsident Foglar nur in einigen Einzelbereichen einen wirklichen Mangel an besonders gut ausgebildeten Fachkräften.  Die Arbeitsmarktöffnung habe Österreich vor allem deshalb besser verkraftet als viele Nachbarstaaten, weil die Übergangsfristen in Österreich sinnvoll genutzt wurden: Die Arbeitsmarktmittel wurden massiv aufgestockt und der Arbeitsmarkt wurde nur schrittweise für Mangelberufe geöffnet. „Jetzt sind die Übergangsfristen ausgelaufen: In einzelnen Branchen wie Gastronomie und Bauwirtschaft und in Grenzregionen, vor allem Burgenland  berichten uns Betriebsräte durchaus auch von Verdrängungseffekten.“

Wlodkowski: Mehr Planungssicherheit für Saisonarbeitskräfte

 „Neben der kriteriengeleiteten Zuwanderung von hoch und höchst qualifizierten Arbeitskräften, die bereits umgesetzt wird, darf nicht übersehen werden, dass es Branchen mit auch einfachen Arbeitsanforderungen gibt, für die ein Bedarf an Arbeitskräften herrscht, der nicht im Inland gedeckt werden kann. So einen Sektor stellt die Land- und Forstwirtschaft dar. Die Landwirtschaftskammer begrüßt die beschlossene Stammsaisonnierregelung, auch wenn noch einige Fragen offen bleiben“, erklärte LK Österreich-Präsident Gerhard Wlodkowski.

 „In der Vergangenheit mussten vor allem Drittstaatsangehörige aber auch die Höfe, auf denen diese Arbeitskräfte oft über viele Jahre als Saisonarbeiter tätig waren, jährlich mit der Unsicherheit leben, ob die Beschäftigungsbewilligung wieder erteilt werden wird. Diese für Arbeitgeber und Saisonkraft sehr unbefriedigende Situation konnte mit der im Gesamtpaket mit beschlossenen Stammsaisonnierregelung zumindest teilweise entschärft werden. Die Landwirtschaftskammer spricht sich für eine Adaptierung der vergangenheitsbezogenen Regelung aus. Das Stammarbeitsmodell für Drittstaatsangehörige sollte ähnlich dem Stammarbeitsmodell für EU-Bürger als offene Regelung konzipiert werden, in das Arbeitnehmer auch künftig nach mehreren Jahren Saisonarbeit hineinwachsen können“, stellte Wlodkowski abschließend fest. (PM)

Fotoreportaż: Jadwiga Hafner.

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Zuletzt bearbeitet 10.10.2013 13.50
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